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Platz 98

Popeye
von E.C. Segar

 
Autor: E.C. Segar
Zeichner: E.C. Segar
Land: USA


Popeye ist einer von diesen Comics, bei denen man durch urgemütliches Faseln über solch fabulöse Dinge wie Sonntagsseiten, Tagesstrips, Syndikate, Randolph Hearst und was-weiß-der-Comic-Philologe-noch-alles selbst diejenigen vergrault, die prinzipiell Interesse haben könnten. Dabei stehen E.C. Segars (1894-1938) Popeye-Strip und das, was sich Dieter Depp und Heidi Hohl unter einem Popeye-Comic vorstellen, in einem Verhältnis zueinander wie Käptn Ahab zu Käptn Iglo. Will meinen, dies ist reinster, feinster und derbster Baller-Freestyle, den man selbst bei den Anarchogrößen Bob Crumb, Carl Barks oder Harvey Kurtzman in dieser abgefahrenen Form nicht findet. Die Metamorphose des Sailors zu einer spinatfressenden Nachkriegs-Ikone ist da nicht nur traurig und langweilig, sondern auch ein absoluter Kulturindustrie-Klassiker, den böse Kapitalisten - so hört man - ihren Kindern zum Einschlafen erzählen. Zwar gibt es eine wasserfeste und mindestens 17235 Bände umfassende Fantagraphics-Ausgabe, doch ich empfehle allen, sich lieber die überformatige und supergrandiose Greatest-Hits-Collection "Ich Popeye" zu besorgen, die solche Punkrock-Granaten wie "Popeye und der Jiep", "Popeye sucht Papi" und "Papi auf Schwof" aus der Hochphase um 1936/37 enthält und die sich ohne große Probleme auf Börsen finden lässt. Keine Ahnung, wer für diese Auswahl verantwortlich war, aber der oder die muss definitiv den Durchblick gehabt haben. (Marc Sagemüller)

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