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Platz 85 Tralalajahal
Zugegeben: Pierre Clements Arbeiten spielen sich am Rand des Mediums ab. In jeder Hinsicht. Sind das überhaupt noch Comics? Mir egal. Clement erzählt Dutzende von kleinen Geschichten in einem Bild – ohne Sprechblasen/Text, ohne Plot. Kleine Geschichten, eher sogar Momente, die in punkto Charme ziemlich einzigartig sind, und absurd und poetisch und witzig und tragisch und spielerisch und unfassbar phantasievoll. "Wildwechsel" (1988; Alpha) war Übung. "Tralalajahal" (1991; Neunte Kunst) ein Meisterwerk, "Les Souris" (1992/93) wurde nach drei überformatigen Heften abgebrochen. Das war’s. Was ist aus Clement geworden? Keine Ahnung. Sein schmales Werk steht isoliert, völlig einzigartig und unvergleichlich wie ein Monument im Raum. Ein Monument aus Papier, Luft, Wolken, Spiegeln, Wasser. Im Falle von "Tralalajahal" bevölkert mit Pinguinen, Tigern, Elefanten, Kakteenwesen, Flugnashörnern, Krokodilen, Eisbären und seltsamen Männchen mit dürren Ärmchen und Beinchen, die durch Murmeln zusammengehalten werden. Sie leben in einer Stadt, in der die riesigen, pastellfarbenen Fresken eines bizarren Kinderzimmers zu wimmelndem Leben erwacht sind. Ein unerklärliches Leben, das keinen Regeln folgt außer denen des Traums. Im Traum Tralalajahals kann man sich verlieren. Nie war Aufwachen lästiger. (Bernd Kronsbein)
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