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Platz 52 Zoo
Der schönste Titel, den der dahingeschiedene Splitter-Verlag die Ehre hatte, in seinem Programm haben zu dürfen, war Franks und Bonifays ZOO. ZOO, ein Dreiteiler, dessen erster Band 1996 und dessen zweiter erst vor kurzer Zeit (in Frankreich) erschienen ist, spielt am Vorabend des ersten Weltkrieges und erzählt von einem ehemaligen Arzt, dessen Hobby sein eben errichteter Zoo ist. Er muß ihn winterfertig machen und engagiert dafür Zigeuner. Die Zigeuner ziehen nach getaner Arbeit weiter, nur eine Frau bleibt. Eine Frau ohne Nase. Die Folge eines Eifersuchtsdramas. Der Arzt hat eine junge Tochter und einen Angestellten. Die haben beide noch ihre Nasen, aber ein Verhältnis untereinander. Die Frau ohne Nase beobachtet sie. Eifersüchtig? Frank erzählt ZOO ausschließlich über die Atmosphäre. Ein Comic der Stimmungen und Andeutungen. Nichts wird an- oder gar ausgesprochen und dennoch ist der Leser verunsichert. Er verliert den Boden unter den Füßen, traut der Geschichte alles zu. Er fühlt sich verunsichert, ohnmächtig ob der unheilschwangeren Atmosphäre. Wird etwas passieren und was wird passieren? Es ist der Phantasie des Betrachters überlassen, welche Antwort er auf diese Frage findet. Er kann auch einfach darauf warten, welche Antwort Frank geben wird. Dem ist alles zuzutrauen. (Ingo Stratmann) Lesetipps:
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