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Platz 44 Short Stories
Dem Horror-Genre haftet in besonderem Maße das an, was Stephen King den „Laß-mich-dein-gekautes-Essen-sehen“-Faktor nennt: kindliche Schau-und Zeigensfreude dessen, was verrottet, sobald Licht darauf fällt; Spielereien mit Oberfläche und Material zuungunsten künstlerischer Ökonomie; Schrecken plus Spaß minus Scham. Obwohl all das so einfach klingt, gibt es im Bereich expliziten, phantastischen Horrors nur wenig wirklich überzeugende Werke. Im Medium Comic steht, historisch und stilistisch der EC-Terrorkanone Graham „Ghastly“ Ingels nachfolgend, an einsamer Spitze Berni(e) Wrightson. Sein Horror ist vollsaftig, körperlich und von hemmungslos ausformulierter, barocker Üppigkeit. Alles wird gezeigt, ist eklig, finster und lustig, aber immer geschmackvoll, trotz oder gerade wegen der Einzelbilder abfeiernden Brechstangen-Atmosphäre, der überverzerrten Gummi-Gliedmaßen und des liebevoll manieristisch umkauerten, immergleichen Monstren-und Plotarsenals. Höhepunkt im Oeuvre, zumindest unter comic-orientierten Gesichtspunkten, sind die Stories, die Wrightson, nach seinem Swamp Thing-Durchbruch bei DC, zwischen 1974 und 1976 - z.T. in Kooperation mit anderen Autoren - für Jim Warrens s/w-Horrormagazin Creepy schuf: nach dem Debüt The Black Cat folgten neben weiteren Poe- und Lovecraft-Adaptionen solche Kracher wie The Muck Monster, Bernis Frankenstein-Propädeutik, die Loch-Ness-Variation The Pepper Lake Monster, kleine mit EC-Pointen versehene Fiesheiten wie The Laughing Man oder Nightfall und, als Höhepunkt und ultimative femme fatale-Exploitation, Jenifer. Eine Schande, daß z.Zt. keine s/w-Auswahl dieser Eyeslasher greifbar ist. (Sven-Eric Wehmeyer) Lesetipps:
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