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Platz 40

Kabuki
von David Mack

 
Autor: David Mack
Zeichner: David Mack
Land: USA


In den 90ern ist in den US-Comics ziemlich wenig aufregendes passiert. Den Aufbruch, den Miller, Sienkiewicz und Chaykin angedeutet hatten, war längst abgeblasen worden. Im Mainstream und an dessen Rändern herrschte lautstarke Langeweile a la McFarlane, Lee & Co. Einer der wenigen, der dennoch versuchte neue Wege zu gehen, war David Mack.
"Kabuki" ist zunächst einmal eine SF/Samurai-Story, die Geschichte einer Rache. Nicht wirklich originell. Aber wie Mack diese Geschichte erzählte, war aufregend frisch und oft geradezu waghalsig. "Circle of Blood", eine in sechs Teilen veröffentlichte s/w-Graphic Novel, die den Kern der Story bildet, erschlägt in ihrer erzählerischen Wucht. Auch wenn Mack spürbar mit anatomischen Fertigkeiten kämpft, sein Sinn für Seiten-Design, Tempo, Kontemplation, sein Gespür für die innere Dramatik der Geschichte macht jeden Fehler im Detail wett. "Kabuki" ist eine verrückte, bestechende Mischung: eine pathetische stream-of-consciousness- Action-Tekno-Zen-Ballade, das Teil, das William Gibson immer schreiben wollte, aber nie konnte.
Nach "Circle of Blood" verzettelte sich Mack. Kabuki ließ ihn nicht los oder er konnte nicht los lassen. Die Geschichte war erzählt, was folgte war halbgares, lyrisches Geraune, das in kitschig collagierte Gemälde eingebettet wurde – Poster-Artwork für Kung Fu-Schulen und Teeläden. Das macht ihn zwar zum einzigen Künstler, der auf den Spuren von Sienkiewicz’ "Stray Toasters" wandelt, aber von dessen wohlkalkuliertem Wahnsinn ist Mack Lichtjahre entfernt. (Bernd Kronsbein)

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