Critics' List
   by rank
   by title
   by author
   by artist
   by country
 
 all texts (in German)
   (1,3 MB)
 
 zur deutschen Ausgabe

Platz 16

Love and Rockets
von Jaime & Gilbert Hernandez

 
Autor: Jaime Hernandez
Gilbert Hernandez
Zeichner: Jaime Hernandez
Gilbert Hernandez
Land: USA


Zu Beginn der Achtziger war "Love & Rockets" eine Art SF-Soap, die sich durch einen recht heftigen Spiderman-Einschlag auszeichnete (noch heute lassen sich Spuren der beiden zentralen Spiderman-Zeichner der sechziger Jahre, Steve Ditko und John Romita, bei Gilbert und Jamie finden). Da ging es um Liebe und andere Kleinigkeiten unter jungen Raumschiff-Mechanikern (was auch den inzwischen etwas rätselhaften Titel erklärt). Das SF-Element wurde jedoch schnell zugunsten zweier sehr realistisch gestalteter Mikrokosmen fallengelassen: einem Vorort bzw. Stadtteil von Los Angeles (Jamie) und dem lateinamerikanischen Kaff Palomar (Gilbert). Diese bevölkerten die Gebrüder mit Kleinkriminellen, Bauern, Irren, Punkrockerinnen, Schweinerockern, Dicken, Dünnen, Lesben, Schwulen, Catcherinnen, Homeboys, Homegirls, Deppen, Metallern, Skatern, Auswanderern, Einwanderern etc. (Robert Altman lässt herzlich grüßen). Der Motor, der die Serie seitdem am laufen hält, ist ein aus der Literatur bekanntes Konzept, welches früher mal Entwicklungsroman hieß und mittlerweile (in Anlehnung an die Filmreihe von Francoise Truffaut) in "Antoine Doinel"-Prinzip umbenannt wurde, da führende Wissenschaftler festgestellt haben, dass so etwas wie Entwicklung im idealistischen und humanistischen Sinne nicht wirklich existiert und es stattdessen nur so ein ständiges Hin und Her gibt, das dann am Ende auf den Namen Leben hört. Das mag jetzt vielleicht ein wenig merkwürdig klingen, bedeutet aber nichts anderes, als dass sich die Figuren zusammen mit der Serie verändern und älter werden. Es ist in diesem Zusammenhang zwar schon ungefähr 18793 mal erwähnt worden, ich muss jedoch trotzdem noch ein weiteres mal darauf hinweisen: Maggie Chascarrillo über die diversen Bücher hinweg beim Dickerwerden zuzusehen, ist nicht nur schlichtweg grandios, sondern auch bezeichnend dafür, wie "Love & Rockets" funktioniert.
Auch wenn es sicherlich nicht leicht ist, in eine laufende Serie einzusteigen, die beiden bei Reprodukt erschienenen Bücher"Der Tod yon Speedy" (Jamie) und "Das Blut von Palomar" (Gilbert), die den Bänden 7 und 8 der amerikanischen Gesamtausgabe entsprechen, eignen sich hervorragend für Interessierte, die feststellen wollen, ob "Love & Rockets" ihr Ding ist. (Marc Sagemüller)

Lesetipps: