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Platz 1

Donald Duck / Uncle Scrooge
von Carl Barks

 
Autor: Carl Barks
Zeichner: Carl Barks
Land: USA


Viele Titel der Speedline Top100-Liste wurden kontrovers diskutiert, die Nummer Eins blieb jedoch immer unbestritten: Das Siegerpodest gebührt Carl Barks für seine Geschichten aus Entenhausen.

Zwischen 1943 und 1967 schuf Barks in einem Gesamtwerk von 7.800 Seiten eine Vielzahl faszinierender, unterhaltsamer, abenteuerlicher und humorvoller Geschichten. Kristallisationspunkt des Barksschen Kosmos war Donald Duck, der erstmals 1934 in Walt Disneys Kurztrickfilm "The wise little Hen" aufgetreten war. Unter Barks Feder wuchs Donald aus der eindimensionalen Figur der Zeichentrickfilme und Zeitungsstrips zur realen Person heran: Ewig im Kampf mit einer widrigen Umwelt, den Tücken der Technik, der unerbittlichen Natur und den Launen seiner Mitmenschen. Donald ist kein Held, er ist einfach nur eine Ente wie Du und ich, er ist die Ente in uns allen. Ihm zur Seite stehen seine drei Neffen Tick, Trick und Track, die ihn mit ihrer Cleverness und ihrem Pfadfinderhandbuch aus (fast) jeder Bredouille hauen. Barks eigene Erfindung ist der Fantastilliardär Dagobert Duck, der sich vom habgierigen Geizhals zum unternehmungslustigen Abenterer mausert - und Jahre später George Lucas nach dessen eigenem Bekunden als Vorbild für Indiana Jones dienen sollte. Gustav Gans, Daisy Duck, Daniel Düsentrieb, die Panzerknacker... die Barksschen Geschöpfe sind weltweit bekannt.

Barks Gesamtwerk besteht aus zwei Teilen: Die kurzen Zehnseiter, erschienen in "Walt Disney´s Comics & Stories", sind Gag-getrieben Geschichten, zu Beginn noch im Stil der Disney-Zeichenrickfilme, die zumeist Donalds Kampf als Erziehungsberechtigter gegen seine aufsässigen (und ihm zumeist überlegenen) Neffen Tick, Trick & Track thematisieren. Neuland betrat Barks mit den bis zu 30seitigen Abenteuergeschichten in "Donald Duck" und "Uncle Scrooge", in denen die Ducks Abenteuer auf der ganzen Welt erleben, häufig auf der Jagd nach mythischen Schätzen und alten Legenden. In diesen Geschichten entfaltet Barks sein ganzes Können als Autor: Er ist ein großer Geschichtenerzähler in alter Tradition.

Barks Zeichnungen sind geprägt von seinem sicheren Gespür für den Erzählfluss, sie werden niemals dominierend, denn im Vordergrund stehen die Figuren, ihre Gedanken und Emotionen. Wie kein zweiter kann Barks seine Charaktere Gefühle mit einem einzigen Blick, einer Körperhaltung, einer Geste ausdrücken lassen. Darüber hinaus nutzt er gekonnt Silhouetten, witzige Hintergrund-Details, Slapstick-Elemente und halpseitige Splash-Panels.

Barks Werk wird nach wie vor weltweit publiziert, ist aber in Europa erheblich populärer als im Ursprungsland Amerika. Der Erfolg in Deutschland, der u.a. zur wunderschönen Werkausgabe der "Barks Library" geführt hat, ist in nicht unerheblichen Maße auf die kongeniale Übersetzung von Erika Fuchs zurückzuführen. Zahlreiche ihrer Kreationen ("Dem Ingenieur ist nichts zu schwör") haben Eingang in unsere Alltagssprache gefunden.

Die tiefe Menschlichkeit der Barksschen Kreationen, seine Liebe zum Fabulieren, seine handwerkliche Meisterschaft, der herzerwärmende Optimismus kombiniert mit einem nüchternen Zynismus: Barks Werk spricht jeden an. Wie wir alle hat auch Carl Barks weniger gute Tage gehabt, aber an seinen guten Tagen hat er Geschichten erzählt, deren Perfektion auch beim hundertsten Lesen atemberaubend ist. (Cord Wiljes)

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