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Platz 29

Theodor Pussel
von Frank Le Gall

 
Autor: Frank Le Gall
Zeichner: Frank Le Gall
Land: Belgien


Man denke sich eine Mischung aus Tim und Struppi und Corto Maltese, gewürzt mit etwas Baudelaire und Joseph Conrad. Pussel ist beinahe so rundköpfig wie der Reporter Tim, und wie der lässt er sich auf jedes Abenteuer ein. Es folgt ihm aber nicht ein kleiner weißer Hund, sondern der zwielichtige, schwarz gewandete Herr November, der sich eines Abends Baudelaire zitierend als Theos Schicksal vorstellt: „O bitter Wissen, eingeheimst auf Reisen...“ Herrn Novembers düstere Prophezeiungen gehen in Erfüllung. Theodor macht sich auf den Weg nach China, und auf der Suche nach einem verschollenen Onkel, dem Kapitän Stien (nicht Haddock!), gerät er in die Irrungen und Wirrungen der Weltgeschichte. Auf seltsamen Wegen kommt er sogar zu einem Schiff und wird selbst Kapitän. Zeitlich gesehen ist Pussel nur wenig später unterwegs als Corto Maltese; Theos Terrain ist jedoch nicht Europa oder Südamerika, sondern das koloniale Vielvölkergewimmel Ostasiens in den zwanziger und dreißiger Jahren. Wie Corto wird Theo geradezu magisch angezogen von Schätzen und Geheimnissen, denen er von einem Land ins andere nachjagt, um auf Piraten, Radschas, Opiumsüchtige, Assassinen und schöne Frauen zu treffen - und am Ende (wie Corto) meist mit leeren Händen dazustehen. Und Herr November, der so gern Schicksal spielt, verfolgt ganz undurchsichtige Pläne. Sechs Bände füllt diese erste Reise Theodors, die die bisher erschienenen anderen vier enthalten Kindheitserinnerungen, Theos Abenteuer in Malaysia sowie eine Traumepisode, die zeitlich zu den ersten sechs Bänden gehört. Die erste Idee für seinen Helden fand Le Gall im Tagebuch eines Seemanns namens Theodore C. Le Coq, dem er die ersten Seiten für seinen Comic entnahm, die weiteren Abenteuer Pussels sind jedoch erfunden. Le Gall erzählt farbig und temporeich, streckenweise verwendet er eine Erzähltechnik wie Joseph Conrad in „Lord Jim“: Immer wieder setzt er bei Nebenfiguren an und arbeitet sich langsam zum Kern der Geschichte vor. Oberflächlich betrachtet handelt es sich um ein gut lesbares See- und Abenteuergarn, doch auf den zweiten Blick enthüllt Theos Geschichte das Doppelgesicht der menschlichen Natur. „Theodor Pussel“ wurde 1992 mit dem Max-und-Moritz-Preis der Stadt Erlangen ausgezeichnet. (Gerlinde Althoff)

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