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Platz 60

Nick Fury
von Jim Steranko

 
Autor: Jim Steranko
Zeichner: Jim Steranko
Land: USA


Er war das Gegenstück zu Neil Adams, revolutionierte er das Medium doch auf ähnlich drastische Weise. Doch wo Adams an Michelangelo geschulte Anatomie und mathematisch ausgetüftelte Perspektiven zeigte, waren Jim Sterankos Stories nur am coolen Aussehen interessiert (dies macht ihn zu einem frühen Vorfahren der Image-Boys). Und obwohl Sterankos aktive Comic-Zeichner-Zeit gerade einmal 29 Monate umfasst, wurde er zu einem Idol, einem Star und sein früher Rückzug machte ihn nur noch geheimnisvoller. Als er die Comicbühne betrat hatte der Freund von Orson Welles (beide waren im New Yorker Zaubererzirkel aktiv) bereits eine Zirkuskarriere als Entfesselungskünstler (er war das Vorbild für Mr. Miracle aus Kirbys Fourth World-Serie), Rockmusiker, Werbegrafiker und Privatdetektiv hinter sich. Zunächst nur als Assistent von Jack Kirby stieg er Ende 1966 mit Heft 151 in Nick Fury, Agent Of S.H.I.E.L.D. ein, der sich damals das Heft Strange Tales mit dem Magier Dr. Strange teilen musste. Nach wenigen Monaten übernahm Steranko die Serie komplett und machte aus dem braven James Bond-Epigonen die visuell aufregendste Serie seiner Zeit. Jede Seite sprang den Betrachter an und kreischte ihm ins Gesicht: "This is Pop", Kollagen aus Zeichnungen und Photos, psychedelische Farben, Stroboskoplichteffekte und kontrastreiche Komplementärfarbgebung waren Sterankos Mittel. Eine filmisch aufgebaute Seite, die vollkommen ohne Text auskam, machte auch dem dümmsten Leser klar, daß Nick gerade Sex hatte. Nach anderthalb Jahren war Nick Fury so populär, daß er sein eigenes Heft bekam. Doch damit begannen Sterankos Schwierigkeiten: Die Verdoppelung seines Seitenausstoßes gelang ihm nicht, schon die Nummer 4 musste von einem Gastzeichner gestaltet werden, nach Heft 5, zwei X-Men und drei Captain America-Heften stieg Steranko aus. Ohnehin war er eher an grafischen Experimenten, denn am Geschichtenerzählen interessiert und so war es nur folgerichtig, dass er Anfang der siebziger das Marvel-Fanzine Friends Of Ol´ Marvel redaktionell übernahm und gleichzeitig die auf sieben Bände angelegte Steranko History Of Comics in Angriff nahm, all dies nur eine Vorübungen für seine eigene Zeitschrift Comixscene, später Mediascene, dann Prevue. Er arbeitet an Filmen wie Outland, Jäger des verlorenen Schatzes und Coppolas Dracula mit und lieferte alle paar Jahre eine interessante Comic-Fingerübung ab. (Lutz Göllner)

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