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Platz 33

Sgt. Rock
von Bob Kanigher & Joe Kubert

 
Autor: Bob Kanigher
Zeichner: Joe Kubert
Land: USA


Schaut man sich die vorherrschende Schussrichtung in der allgemeinen Rezeption von Filmen, Romanen, Bildern, Comics etc an, in denen Krieg eine zentrale Rolle spielt, liegt der Schluss nahe, dass hier einem unhintergehbaren Dogmatismus die Fahne gehalten wird. Denn immer dann, wenn in Kunstwerken die Maschinengewehre ballern, die Verräter baumeln und diverse Strände, Hügel und Städte genommen werden, meinen plötzlich alle über Sinn und Unsinn von Kriegs- bzw. Antikriegskunst mitreden zu können. Menschen, die sich Minuten vorher noch die größte Scheiße unkommentiert reingezogen haben, debattieren mir nichts, dir nichts darüber, ob Milton Caniff, Fancisco Goya, Louis-Ferdinand Celine, Harvey Kurtzman, Akira Kurosawa, Ernst Jünger und Joe Kubert nun in Wirklichkeit verkappte Faschisten und talentierte Nixblicker sind oder ob sie "die Schrecken des Krieges angemessen herausstellen". Hauptsache der Autor meint, Krieg ist blöd, dann ist alles prima und wir können wieder zu Bett gehen. Wissenschaftliche Versuche mit herkömmlichen Hermeneutik-Techniken haben jedoch ergeben, dass man Bob Kanighers (Text) und Joe Kuberts (Zeichnungen) steinhartem GI und seiner Truppe Easy Co. so nicht beikommen kann. Trotz Männlichkeitswahn, Heldenkacke, Unrealismus, Klischee-Flut und ähnlichem Kram, der einer Ideologiekritik nicht mal für ein halbes Panel lang standhalten würde, handelt es sich bei Kanighers liedartig strukturierten Sgt.-Rock-Geschichten (Strophe, Refrain, Strophe, Bridge, Refrain, Solo usw.), die von Kubert - den ich, zumindest was die sechziger Jahre angeht, für einen der ganz Großen des Mediums halte - ohne Reibungsverlust umgesetzt werden, um Werke, vor denen jeder Comicfan, der was auf sich hält, in Andacht niederzuknien hat. For those about to rock, we salut you!

Interessierten empfehle ich, sich die hervorragende Anthologie-Reihe "Sgt. Rock Special" (zwischen 1988-91 erschienen) zu besorgen, die neben allerhand Kubert/Kanigher (u.a. "Enemy Ace") auch noch einige schönen Arbeiten vom ewig unterschätzten Russ Heath enthält. (Marc Sagemüller)

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