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Platz 100

Astro Boy
von Osamu Tezuka

 
Autor: Osamo Tezuka
Zeichner: Osamo Tezuka
Land: Japan


"Osamu Tezuka? Nie gehört! Wer soll das sein?"

Eine solche Reaktion ist hierzulande die Regel, in Japan dagegen völlig unvorstellbar: Dort wird Tezuka bewundernd "Gott des Manga" genannt und sein Tod 1989 wurde von einer ähnlichen Medienresonanz begleitet wie der des japanischen Kaisers Hirohito nur wenige Wochen zuvor. Tezuka war es, der nach dem II. Weltkrieg den heute so typischen Manga-Stil (Wasserkopf, untertassengroße Augen) einführte, der als erster Geschichten in epischem Ausmaß über hunderte bis tausende von Seiten erzählte, der dynamische Elemente des Films in Comics übernahm, und er war auch Vorreiter mit den ersten Mangas für Mädchen und speziell für Erwachsene.

Die Zahl der Figuren, die in Tezukas über 40jährigen Comic- und Filmschaffen der Feder dieser Ein-Mann-Traumfabrik entsprungen sind, sind Legion. Auf über 150.000 Seiten Comics und hunderte Stunden Film summiert sich sein Lebenswerk. Doch was ist hiervon bis an unsere Gestade gespült worden? Einzig "Kimba der weiße Löwe" (Janguru Taietei), von Tezuka selbst 1950-54 für’s Fernsehen produziert, ist hierzulande zumindest der Generation Yps ein Begriff. Eine von Tezukas berühmtesten Kreation, "Astro Boy" (Tetsuwan Atomu = Eisenarm Atom), erreicht uns erst jetzt: Der kleine Roboter mit den riesigen Kräften, der wie ein moderner Pinocchio von seinem Vater aus unbelebter Materie erschaffen wurde, muss sich auf 3.000 Comicseiten seinen Platz in der Gesellschaft mit guten Taten erkämpfen. Dass es dabei jede Menge GATSCHAMM und KAWAWAMM bei Kämpfen mit Superschurken und deren überdimensionierten Robot-Monstren gibt, versteht sich fast schon von selbst.

Tezukas Grafik ist erfrischend reduziert und ein Genuss für die Augen, wobei sich ein Vergleich mit Herges Ligne Claire geradezu aufdrängt. Die für Mangas heute so charakteristischen dynamischen Layouts und filmschnittartigen Perspektivwechsel werden hier bereits virtuos vorweggenommen.

Tezukas letztes großes Werk war "Adolf", die Geschichte zweier Jungen während der Nazi-Diktatur. Zeit seines Lebens ein erklärter Gegner von Krieg und Rassismus entwickelt er vor diesem historischen Hintergrund seine Lebensphilosophie: Ein tiefgreifender Humanismus, die Liebe zu allen Geschöpfen und die Aufforderung, die eigenen Ideale zu leben. In Astro Boy hatte er dasselbe bereits 40 Jahre zuvor spielerisch gesagt. (Cord Wiljes)

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