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Platz 68 Mickey Mouse
Der Vater der Maus heißt Walt Disney. Schon in frühen Jahren gab er sein Kind zur Adoption frei. Großgezogen hat es Floyd Gottfredson. Eine glückliche Entscheidung. Von 1930 bis 1975 brachte Gottfredson Mickey (so hieß das Kind) alles bei, was der für ein Leben auf Papier alles wissen mußte. Er ließ seine Maus noch Maus sein. Zumindest mehr Maus als Mensch. Sophistication und Langeweile gab es unter Papa Floyd nicht. Die goldenen Regeln: Sei rechtschaffen, aber laß dich nicht zum verlängerten Arm des Gesetzes machen. Verlaß die triste Vorstadtwelt. Tummel dich im Dschungel, im Wilden Westen oder meinetwegen auf einer Insel in den Wolken. Junge, erleb was! Der Junge tat, wie ihm geheißen und wir beobachteten ihn dabei. Wir lernten erstaunliche Weggefährten kennen. Kater Karlo, der Gewaltprotz mit der Beinprothese; das Phantom, ein entzückendes Etwas an Charakter, das Micky immer auf irgendeine Mordmaschine zwängte und sich dann entschuldigte, weil es doch zu zartbesaitet sei, um dem Ableben des mickrigen Gegners beizuwohnen; Gamma, das Wesen aus dem 25. Jahrhundert, das verdammt viele seltsame Eigenschaften (unter anderem haßte er Geld) und einen noch seltsameren Hund hatte. Nachdem Gottfredson sich nicht mehr um Mickey kümmern konnte, fiel der in ein tiefes Loch. Er verließ kaum noch die eigenen vier Wände, trug nur noch häßliche Klamotten und verkaufte seine Seele der Entenhausener Polizei. Er schien sich selbst zu hassen. Es dauerte Jahrzehnte, bis Mickey die Konsequenzen zog und ausstieg, sich einfach davonmachte und Amerika ohne Mickey Mouse-Comics zurückließ. Er war es seinem Vater schuldig. Interviewer: Herr Barks, wer hat sie am meisten beeinflußt? Antwort: Floyd Gottfredson. Und der gab das Kompliment umgehend zurück. Die Jungens wollten nett sein. Giganten unter sich. (Ingo Stratmann) Lesetipps:
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