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Platz 53 Die Gefährten der Dämmerung 3: Das Fest der Narren
Ein Album, für das einem leicht Superlative von den Lippen gehen. Irgendwie sind sich auch alle einig: Gewaltig, monumental, atemberaubend, ein Monster von einem Buch. Aber jeder setzt nach: Und worum zum Teufel geht es eigentlich? An der Oberfläche ist alles klar: Der dritte Teil einer Trilogie, die als sperrige Fantasy begann und als sperriges Historien-Spektakel endet. Eine Darstellung des Mittelalters, die man so unverklärt noch nicht gesehen hat, mit Blut, Scheiße, Pisse, Eiter, Sperma, Dreck und noch mehr Dreck. Die Geschichte spielt einige Tage um Weihnachten herum, aber dieses Fest hat nur wenig mit dem zu tun, was wir heute kennen. "Aberglaube" und "Glaube" liegt in einem Wettstreit, unter dem alles Weltliche blutig leidet. Der ganz normale Pöbel ist Freiwild für jeden, der in der Hierarchie der Gesellschaft über ihm steht. Aber er metzelt sich auch gern mal gegenseitig nieder. Gesellschaft? Zivilisation? Die Worte fallen einem irgendwie schwer. Die Atmosphäre bedrückend zu nennen ist eine starke Untertreibung. Über dem Buch lastest eine permanente Todesdrohung, die fast greifbar wirkt. Das notgeile Verhalten der Protagonisten wirkt da fast wie ein Überlebensinstinkt (wenn man nicht wüßte, dass dies eine Bourgeon’sche Obsession ist, die sich durch alle seine Werke zieht). Die Erzählstrategie ist komplex bis kompliziert, mystisches Geraune wechselt mit krassester Gosse, und auch in den Zeichnungen lauert doppelbödiges, symbolisches, ungreifbares. "Das Fest der Narren" erzählt von fernen, fremden Zeiten und vielleicht ist es gerade deshalb so ein Meisterwerk, weil es sich präziser, einfacher Deutung entzieht. Weil es einen in seiner Hermetik abstößt und nicht umschmeichelt. Weil man aber gerade wegen dieser Fremdartigkeit immer wieder zurückkehrt. (Bernd Kronsbein) Lesetipps:
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