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Platz 47

Fourth World
von Jack Kirby

 
Autor: Jack Kirby
Zeichner: Jack Kirby
Land: USA


Eine moderne Mythologie für das 20. Jahrhundert: Jack Kirby´s Saga um die Fourth World ist ein breit angelegtes Epos, das den äonenalten Kampf des Guten gegen die Mächte der Finsternis in die Jetztzeit transferiert. Nach dem Tod der alten Götter entstanden aus den Ruinen zwei neue Welten der New Gods. Auf der einen Seite New Genesis, die Welt des Schönen und des Lichts, geführt von Highfather, dem Weisesten der Göttter. Auf der anderen Seite Apokolips, die Welt der Feuergruben und der Para-Dämonen, mit eiserner Hand beherrscht vom Tyrannen Darkseid und seinen dunklen Vasallen.

Als Jack Kirby 1970 im Unfrieden von seinem langjährigen Stammverlag Marvel zum Konkurrenten DC wechselte, bot sich ihm erstmalig die Möglichkeit, seine Geschichten auch eigenständig schreiben zu können. Er übernahm zeitgleich die vier Reihen Superman´s Pal Jimmy Olsen, New Gods, Mister Miracle und Forever People, und verschmolz sie zu einer vielschichtigen und facettenreichen Gesamtgeschichte. Jack Kirbys Werke waren schon immer überlebensgroß, aber in den Fourth World Titeln, insbesondere im Flaggschiff New Gods, lieferte er sein Meisterstück ab. Eine solche Fülle an Göttern, Mysterien, fremden Welten und Abenteuern braucht den Vergleich mit der griechischen Mythologie und den nordischen Göttersagen nicht zu scheuen. Das Werk ist durchzogen von einer tiefgreifenden Symbolik, deren Interpretation ganze Doktorarbeiten füllen würde: Der böse Darkseid sucht nach der "Anti Life Equation", einer Formel für Kontrolle und Ordnung, nicht für Zerstörung. Der Todesengel der Götter ist ein schwarzer Skifahrer (!). Die Götter haben ihren eigenen Gott: Die Quelle der Weisheit, genannt "the source". Und bei aller kosmischen Grandezza gelingt es Kirby doch zugleich, die Handlung überzeugend mit dem Leben ganz normaler Menschen zu verknüpfen, die mit den Göttern in Berührung kommen und die dabei Grundlegendes über sich und die Welt erfahren.

Leider fand die Fourth World nie einen Abschluss. Nach nur zwei Jahren stellte der Verlag die Titel abrupt ein, angeblich wegen zu geringer Verkaufszahlen. Der Versuch, nachträglich mit der Graphic Novel Hunger Dogs einen Abschluss zu setzen, blieb erzählerisch wie künstlerisch unbefriedigend. Es ist dies eine Tragik, die Jack Kirby´s Werk mit vielen anderen der Kunst- und Musikgeschichte verbindet. Aber auch in der jetzigen Form ist Jack Kirby´s "Unvollende" eine der herausragenden Einzelleistungen der Comicgeschichte. (Cord Wiljes)

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