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Platz 43 Blueberry
Ganz entgegen seines Rebellen-Images ist Blueberry ein ziemlicher Anpasser: 1965, der Western á la John Ford war gerade im Untergang, debütierte er in Fort Navajo ganz klassisch als leicht gebrochener, aber durchweg positiver Held; Anfang der siebziger Jahre, auf dem Höhepunkt der Italo Western-Welle, kämpfte sich auch Blueberry zäh durch eine dreckige und fiese Welt, die ihm schließlich alles nahm, Rang, Namen und vermeintlich sogar das Leben; und seine Rückkehr in den Achtizern wurde im Kino begleitet von einer kleinen, aber feinen Renaissance des Westernfilms. Doch was Blueberry zu so einer bemerkenswerten Serie (dem besten Western in diesem Medium) macht ist, daß er bei aller Anpassung an den Zeitgeist immer eine zutiefst eigene Schöpfung des Texters Jean-Michel Charlier und seines Zeichers Jean Giraud geblieben ist. Das macht Blueberry zu einer Ausnahme in der Karriere des Vielschreibers Charlier und nicht umsonst ist dies die einzige Konstante in der nun schon 40 Jahre dauernden - und an Tiefpunkten nicht gerade armen - Karriere Girauds, die einzige Serie, zu der er immer wieder zurückkehrt. Es scheint, als hätte sich hier eine Figur ihre Biografen selber ausgesucht. Selbst die Versuche anderer, weniger begabter, Autoren und Zeichner konnte dem Nimbus der Serie nichts anhaben. Fraglich ist nur, ob Giraud, der nun auch schon im Rentenalter ist, seinen Plan wahrmachen kann, das Leben des Mike Steve Blueberry von seiner Geburt 1843 bis zu seinem Tod im Jahr 1933 (die Parallelen zu Pratts Corto drängen sich auf) zu erzählen. (Lutz Göllner) Lesetipps:
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