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Platz 41 Green Lantern/Green Arrow
Mit Neal Adams ist das so eine Sache: Welches seiner Projekte verdient die Aufnahme in diese Liste? Ist es sein Batman, der den realistischen New Look des Dunklen Detektivs etablierte? Sind es seine X-Men, bei denen Adams mit Layouts experimentierte, bis Stan Lee selber die Notbremse zog und ganze Seiten von Marie Severin neu zeichnen ließ? Oder gar sein Superman, der sich zwar nur auf wenige Hefte, einen Haufen klassischer Titelbilder und den Sonderband „Superman vs. Muhamed Ali“ beschränkte, das Erscheinungsbild des Stählernen in den siebziger Jahren aber nachhaltig veränderte? Nein, Adams größte Leistung bestand ohne Zweifel in seinem Green Lantern-Run, der von April 1970 bis Mai 1972 (mit vier Nachklappern im Flash) lief. Der ehemalige Journalist Denny O’Neil, gerade frisch zu DC gestoßen, schrieb dem jungen Mann Szenarien, die vollkommen mit den alten Superhelden-Stories brachen. Gleich im ersten Heft, der Nummer 76, muß Hal (Green Lantern) Jordan gegen einen fiesen Hausbesitzer antreten, der mit legalen Methoden seine Mieter terrorisiert. Sehr zum Mißtrauen seiner Chefs, der Wächter von Oa, denn diese schicken einen Aufpasser auf die Erde. Gemeinsam mit seinem Kumpel Green Arrow und verfolgt von dessen Freundin Black Canary macht sich die kleine Gruppe auf eine Reise durch Amerika - und entdeckt einen fremden Kontinent, beherrscht von Rassismus, Intoleranz und Lügen, ökologisch verwüstet, mental zerstört, die Aufbruchstimmung der Kennedy-Ära ist dem Vietnam-Kater gewichen. Die Reise endet in einem seitenlangen Kampf zwischen der „konservativen“ Laterne und dem „progressiven“ Pfeil, der mit einem Text aus Norman Mailers brillanten Reportageroman „Heere aus der Nacht“ unterlegt ist, nur um sich in den nächsten Heften den Themen Überbevölkerung, Drogensucht und Sekten zuzuwenden. Unterstützt von den Young Guns Mike Kaluta und Bernie Wrightson legen O’Neil/Adams bis zur Nummer 89 (einzig Heft 88 war nicht von ihnen) eine Serie hin, die geprägt ist vom Zeitgeist dieser Jahre und gaben den Superhelden-Comics damit erstmals soziale Relevanz. Die bittere Pointe freilich sollte man nicht verschweigen: Adams und O’Neil betreuten mit Green Lantern eine siechende Serie und durften deshalb experimentieren. Allein: Es half alles nichts, nach der Nummer 89 wurde das Heft wegen mangelnder Verkaufszahlen und trotz hervorragender Kritiken eingestellt. (Lutz Göllner) Lesetipps:
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